Die neue CD “Troubadour” fängt gleicht an mit dem Floorfeger „T.I.A.“, der den derzeitigen gesamten US-Mainstream-HipHop in die Tonne tritt. K’Naan schielt nicht nach den Charts und versucht auch nicht verzweifelt, DEN einen potentiellen Hit zu konstruieren. K’Naan ist K’Naan – seine Musik bricht aus der Seele aus und infiziert den Musikfan schnell mit dem geilen Virus K’Naan.
Im zweiten Song kommt inmitten der “Go!Go!Go!” Kaskaden ein alter “phätter” Bekannter zu Wort. Der US Rapper Chubb „The Chubbster“ Rock – lange nicht mehr gehört, Homeboy! – geniale Nummer, kinderchorartige Chorgesänge treiben den Song zum “Ohr”gasmus. Das Erfrischende an K’Naan sind die Old School-Grooves, die ja nie tot waren, sondern von den meisten Möchtegerne-Produzenten (Schnupfdohlendoggiedogg oder wie sie alle heissen), die zum Geburtstag ein Computer-Keyboard geschenkt bekommen haben, aus Bequemlichkeit in die „Nicht mehr brauchbar-Ecke“ verschoben worden sind. Hier gibt es erlesene Samples mit handgemachter Musik mit knackigen Rhymes und der nötigen Portion HipHopSoul.
Auch „I Come Prepared“ überzeugt, und dass nicht nur, weil hier der Gast Damian Marley genau so viel Spass am Song hat wie unsere Hauptperson. Auch die weiteren Tracks sind eine vergnügungsvolle kurzweilige Reise durch K’Naan’s kompositorisches Universum. „Bang Bang“ klingt dank Gastsänger Adam Levine etwas nach Michael Jackson, „If Rap Gets Jealous“ präsentiert keinen anderen als Metallica-Ober-Shredder Kirk Hammett an der quirlenden „rotzigen“ Leadgitarre, „Somalia“ ist die Hommage an sein afrikanisches Geburtsland, in „America“ gibt’s arabische Lyrics, und mit „Fatima“ hat der Kanadier K’Naan eine sensationelle Hymne geschaffen, die von der Güteklasse an die grossen Klassiker von Arrested Development („Tennessee“) heranreicht.
Relaxtes HipHop-Summer Feeling, das sich wirklich jeden Musikliebhaber zur Zielgruppe auserkoren hat. Die südafrikanische Multikulti-Ecke bedient er mit dem sozialkritischen „Fire In Freetown“, Hitpotential besitzt vor allem noch der Up- Tempo-Hippster „15 Minutes Away“ (gut einsetzbar auf dem Dancefloor mit seinen 139 bpm). Am Ende steht der ätherische Coco Cola Celebration Mix des Supersongs „Wavin Flag”, den es auf der originalen 2009er Ausgabe der CD noch nicht gegeben hatte.
Dass K’Naan allerdings plötzlich in allen Medien präsent ist, ist weniger dem Interesse der hiesigen Medienlandschaft zu verdanken, sondern lediglich der Tatsache, dass er mit „Wavin Flag“ einen der die kommende Fussball WM begleitenden Song singt. Aber sei’s drum, der Zweck heiligt die Mittel und so kommt es, dass der Künstler K’Naan endlich auch in unseren Breitengraden die verdiente Anerkennung findet – und dass es nicht nur einen Sommer dauern wird, habe ich keine Befürchtung, denn der Musikliebhaber kann – im Gegensatz zu den selbst ernannten Marketing-Strategen – gut abschätzen, welch klasse Musik er mit diesem kanadischen Superstar bekommt!
|