”A Bar in Amsterdam” orientiert sich nah an den die Musik der Band umschreibenden Aussagen. Balkan Gypsy Folk Music - so steht es zumindest auf ihrer Webseite. Trompeten jagen die auf ihre Saiten einpeitschende Bassisten durch die erste Polka-Party. Aber die vier Mädels haben wesentlich mehr drauf und haben es gar nicht verdient, in nur einer Schublade abgelegt zu werden. Herrlich die Kirmesdrehorgeln am Ende des Stücks.
Bereits “Tea With Cinnamon” wechselt wunderbar zwischen Britpop, Musicalmelodien und langsamerem Walzertakt und signalisiert dem Hörer, dass es sich bei Le Pop eine tolle abwexlunxreiche Scheibe handelt. Die Background Vocals sind klasse arrangiert und sorgen zusätzlich für zimtige Würze.
“Hey Ho On The Devil’s Back” beginnt wie eine schwermütige russische Ballade, der erste Höreindruck ist jedoch trügerisch, denn nach 50 Sekunden befindet man sich in einem aufgeregten Country-Rockabilly-Honkytonker, der am Ende sogar noch dramaturgisch zulegt. Begeisterte Rednecks werden jetzt bereits auf den Tisch gesprungen sein und haben ihr “Yeehaw” gegrölt!
Die Violine kratzt sich melodramatisch rein ins langsame“Virginia Clemm”, Glockenspiel gesellt sich dazu, die traurig klingende Stimme singt zitternd zum verstimmten Klavier-Sound: “My Only Portrait To Remind You - My Wine On Your Old Cloak - My Voice sustained In Our Piano” - das Akkordeon und der schwülstige Chorgesang, der an den Film “Dr. Schiwago” erinnert, verstärken die düstere Stimmung.
Der Titelsong “Le Pop” ist luftig, schnell und erinnert stark an die wavigen Bubblegum Pop Stücke der Rubettes oder der B-52s. Die guten Vibes werden durch die kanonartigen Chorgesänge noch gepushed. Der langsame Auftakt zu “Der Kapitän” ist wieder ein Täuschungsmanover, denn schon Sekunden später nimmt die Schaluppe ihre schnelle Fahrt auf. Auf der Reling treffen sich alle Instrumente zur gemütlichen und lauten Holter-Di-Polter-Polka.
Die multiinstrumentale Reise setzt sich fort: Mandolinen und Ukulelen verursachen romantische (mittelalterliche) Stimmung in “Wading In Deeper”, Mundharmonika gibt es in einem der besten Stücke der CD, nämlich im bluesigen Bluesgrass-Country-Schnuckelchen “Play My Darling Play”.
Nach dem turbofolkigen “To The Sea” geht es zur “Mother Superior”, der zweiten schwülstigen Schunkel-Akkordeon-Ballade, bei der ich am liebsten paar Wodkas (obwohl ich Schnapps eigentlich hasse wie die Pest!) kippen möchte, um die Gläser danach an die Wand zu schmeissen. Ein herrliches Lied zum Mitgrölen: “Take My Hands Into Yours - Before Mother Superior’s Home” - steigert sich am Ende zur gewaltigen Hymne - muss Live ein Knaller sein!
Den Abschluss bildet der new-orleansige Fetzer “Ain’t No Thang”. Schöner bluesiger Zydeco-Cajun-Stomper. Piepsende Katzenstimmen, zirpende Banjos, raggige Gitarrenakkorde und der Geist von Janis Joplin brüllt irgendwo im dichten Hintergrund. Das finale Crescendo beendet eine der besten Pop-Platten, die ich im letzten Monat gehört habe. Anwärter Pop-CD des Monats!
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