Die Musik auf der CD “Sunquyman” unterscheidet sich jedoch - musste ich schnell feststellen - von der Musik der Ureinwohner genau so sehr wie ein guter Weisswein aus renommiertem Hause von einem im Tetrapack abgefüllten Wein. Da drödelt ein Musiker mit Panflöten und “happy-gute-Laune” Keyboard Retorten Sound zwischen Fahrstuhlmusik und elendiger seelenloser Bierzelt Nachmittagsstimmung umher, dass sich mir die Fussnägel aufrollen.
Nicht dass die Musik schlecht wäre, aber einen tollen Track wie “Dance With The Wolves” so dermassen zu vergewaltigen, dass ich denke, ich bin irgendwo in einer Kleinstadtfussgängerzone und vor mir springen irgendwelche bastbehemdete Andenfremdenverkehrsführer mit ihren Flöten umher, um sich von chinesischen oder japanischen Touristen fotografien zu lassen.
Daher sehe ich auch davon ab, diese Musik hier unter dem Aspekt “Traditionelle Indianermusik mit ethnischem Anspruch” zu bewerten. Im dritten Track “Aviu Tusuy” wird ein auswändig gelernter indianischer Text mit solch grauenhafter Intonation geboten, dass ich hoffe, der Wolf aus dem zweiten Song kommt und frisst den Musiker endlich auf. Zwischen dem Geplärre plätschert ein Wasserfall und von irgendwo aus weiter Ferne klingt ein bei Ennio Morricone geklauter Mundharmonika-Effekt aus dem Film “Zwei glorreiche Halunken” und genau so ein Halunke ist Killinchu, dass er die Welt mit so einem Müll unter dem Sticker “Traditionell/Ethnisch” versorgt, aber ich befürchte fast, dass es genug Touristen gibt, die sich die Musik dieses peruanischen “Multiinstrumentalisten” ins Regal stellen.
“Chirapa” wird im Hauruckverfahren eingesungen, auch hier dödeln einen die Flöten und Synthies zu Tode. Angeblich singt der Künstler Killinchu in der Ursprache “Quechua” - hier wird er sogar von einer kopfstimmenträllernden weiblichen Partnerin unterstützt.
Ganz fröhlich wird es dann in “Ananau”. Hier gibt es etwas spanischen Gesang - ich glaube kaum, dass die edlen Inkas oder deren Vorfahren ihre traditionellen Weisen in der Sprache der mörderischen Conquistadoren dargeboten haben - zu irisch klingender Flötenmusik. Ich muss jetzt die CD beenden, weil mir übel wird.
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